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Viel Geschwätz
Versucht man Informationen zum Thema "Spanisches Zedernholz" zu bekommen, so erhält man meist nur Meinungen statt Fakten. Selbsternannte "Fachleute", die so ziemlich in jedem Forum meinen, mitreden zu müssen, plappern oft nur nach und glauben am Ende selbst, Spanisches Zedernholz sei Zedernholz, welches aus Spanien stammt. Dabei sind beide Vermutungen falsch.

Nun will ich hier nicht "klugscheißern". Was Sie auf diesen Seiten lesen habe ich mir natürlich auch nicht selber ausgedacht, noch habe ich es studiert. Ich habe nur ein halbes Jahr damit verbracht, mit Botanikern, Doktoren der Holzbiologie und ich weiß nicht mehr mit wem alles zu sprechen und Informationen zu sammeln. Diese habe ich ausgewertet und die Zusammenfassung können Sie hier lesen.

Spanische Zeder ist keine Zeder aus Spanien
Der wohl wichtigste Sachverhalt ist, daß Spanisches Zedernholz gar kein Zedernholz ist. Die echte Zeder (Cedrus cedrus; Cedrus libani) ist eine relativ artenarme Nadelholzgattung des Mittelmeergebietes und des westlichen Himalaya und wird heute meistens nur als Zierbaum verwendet.

Unser Spanisches Zedernholz für den Humidorbau ist aber kein Nadelholz sondern ein Laubholz. Was ist passiert?

Einerseits gibt es eine ganze Reihe Holzarten, die in Ihrem Namen zwar das Wort Zeder enthalten aber nicht zur Gattung Cedrus (also dem Nadelholz) gehören. So z.B. die Rote Zeder (Thuja gingantea), oder die Südafrikanische Zeder (Callitris Juniperoides) u.v.a.

Auch viele Zedernhölzer des Handels stammen von meist nicht zur Gattung Zeder gehörenden Nadelhölzern wie z.B. das Florida-Zedernholz, Weisses Zedernholz, Gelbes Zedernholz und etliche andere. Meist handelt es sich dabei um Kiefer oder Pinie.

Spanische Zeder ist ein Laubholz

Das sogenannte "Spanische Zedernholz" (das für den Humidorbau am besten geeignete Holz) stammt von der dikotylen (zweikeimblättrigen) Art Cedrela. Sein Handelsname ist Cedro. Es ist ein aromatisches Laubholz aus der Familie der Mahagonihölzer und stammt aus Westafrika bzw. Südamerika (außer Chile). Obwohl Spanisches Zedernholz also weder aus Spanien stammt, noch wirkliches Zedernholz (also ein Nadelholz) ist, trägt es diesen verwirrenden Namen. Warum?

     
Spanische Zeder = Cedrela odorata

Durch die früher übliche Methode, Hölzer ohne Rücksicht auf ihre botanische Zugehörigkeit zu benennen, entstanden viele Verwechslungen zwischen Nadel- und Laubhölzern, die noch heute zu mannigfaltiger Verwirrung beitragen.

Im Lexikon finden Sie Cedro bezeichnet als westindisches Zedernholz, Peru Zeder, Red Cedar, Cedro Saltano, Honduras Zeder, Niceragua Zeder, Tabasco Zeder, Zigarrenkistenzeder, Zuckerkistenzeder und noch vielen anderen seltsamen Namen wie bspw. Cedro-Batada, Cedro-Rosa, Cedro-Amarelo, Cedro-Branco, Cedro-Verelho.

Falls Sie noch nicht eingeschlafen sind - lesen Sie weiter.

Nun wird Spanische Zeder, also das Cedro dummerweise unter mehreren Namen gehandelt, nämlich unter Cedrela odorata, Cedrela mexicana, Cedrela fissilis und Cedrela angustifolia. Keine Panik, es handelt sich praktisch um ein und das selbe Holz. Der Unterschied besteht eigentlich nur im Anbaugebiet.

Man muß einfach mal an einer echten Zeder gerochen haben, um zu wissen, daß man daraus alles aber keinen Humidor bauen möchte. Der Geruch ist zwar nicht unangenehm aber derart aufdringlich, daß das Aroma der Zigarren völlig überdeckt wird. Dagegen ist das Spanische Zedernholz durch sein Aroma in der Lage, das Zigarrenaroma voll zur Entfaltung zu bringen. 

Vergessen Sie echtes Zedernholz für den Humidorbau. Das können Sie für Gartenmöbel, einen Wasserdamm oder gegen Motten einsetzen. Aber nicht für einen Humidor! Für den Humidorbau sollten Sie ausschließlich Cedro (also das Laubholz der Gattung Meliaceae), genannt Spanisches "Zedernholz", verwenden.

Literaturempfehlungen
Wer sich zu diesem Thema weiter informieren möchte, dem sei die (nur in englischer Sprache erhältliche) Ausgabe
Flora Neotropika
Monograph 28
vom Neotrop botanical Garden, 1981 (ISBN 0 89327 235 3)
ans Herz gelegt. Darin finden sich Beschreibungen sämtlicher Gattungen wie auch die Cedrela barbata, Cedrela fissilis var. macrocarpa, Cedrela caldasana, Cedrela longiflora, Cedrela pilgeri, Cerdela regnelli, Cedrela brunellioides, Cedrela balansae, Cedrela tubiflora und die Cedrela alliacea.

Zugegeben - besser werden Ihre Zigarren davon auch nicht. Aber es ist ein doch ganz interessanter Einblick, wie vielschichtig und komplex das Thema "Spanisches Zedernholz" ist.

Wie am Markt betrogen wird
Es wird Ihnen heute so ziemlich alles als "Spanisches Zedernholz" verkauft. Findige Verkäufer preisen Okkume, Bosse oder sogar schieres Pappelsperrholz als Spanisches Zedernholz an, ganz Pfiffige behandeln dann dieses geruchlose Holz mit Zedernholzöl, um die Täuschung vollkommen zu machen.

Wiederum andere behaupten, man dürfe als Spanisches Zedernholz nicht Cedrela odorata verwenden sondern müsse Cedrela mexicana kaufen. Cedrela odorata sei ein billiger Ersatz für Cedrela mexicana. Nun - das ist ungefähr so sinnvoll wie wenn man sagt: "Ein Daimler ist besser als ein Mercedes". Cedrela odorata und Cedrela mexicana gehören beide zur Gattung Cedro. Botanisch gesehen gibt es gar keinen Unterschied.

Im tropischen Asien und in Australien sind mehrere Arten der dem Cedro (also dem guten Humidorholz) nahe verwandten Gattung Toona verbreitet, die früher auch zur Gattung der Cedrela gezählt wurde, botanisch gesehen aber keine Cedrela ist. Diese meist als Kalantas, Red Cedar, Suren oder Toon bezeichneten Hölzer entsprechen im Aussehen und den Eigenschaften weitgehend dem brasilianischen Cedro, wenngleich auch hier gewisse Unterschiede feststellbar sind.

Weiter als "Spanisches Zedernholz" verkaufte Hölzer sind, wie gesagt, Bosse (Guarea spp.), aber auch Kahya Mahagoni (Kahya spp), Tiama (Entandrophragma Angolense) und amerikanisches Mahagoni leichter Qualität wie bspw. Swietenia Macrophylla.

Jetzt wissen Sie, warum Holzkauf Vertrauenssache ist.

Wenn Sie dann doch einmal einen Händler finden, der Ihnen Spanisches Zedernholz verkaufen will, dann fragen Sie ihn, ob das Holz aus den unteren max. 18 Meter des Baumes stammt. Diese Information ist wichtig, da dieses Holz meist astfrei ist, der Sturmbruch geringer ist und das Holz weit weniger zum Verziehen neigt.

Unser Spanisches Zedernholz erfüllt sämtliche von uns genannten Qualitätskriterien und noch weitere, die wir nicht extra erwähnen. Sie sehen, die Anforderungen an qualitativ hochwertiges Holz sind sehr hoch. So wird leicht ersichtlich, daß ein fertiger Humidor für € 100.- keinesfalls aus massivem Cedrela odorata Holz gebaut sein kann. Selbst die Humidor Edel-Manufaktur Elie Bleu baut seine Humidore aus MDF (Mitteldichte Faserplatte) und furniert diese auf der Innenseite mit hauchdünnem Cedro-Furnier. Nach 3 Jahren riecht auch ein Elie Bleu kaum mehr nach Spanischer Zeder. So auch bei den Humidoren von Moevus, Brebbia, Guy Janot und viele andere.

Nur Manning in Irland bildet da ein rühmliche Ausnahme. Deren Humidore sind aus massiver Spanischer Zeder (bzw. honduranischem Mahagoni hergestellt. Es sind unserer Ansicht nach die derzeit noch am besten gebauten Humidore. Ein 50 Zigarren-Humidor von Manning kostet ab € 800.- der 200 Zigarren-Trog schlägt mit € 2.000-2.500.- zu Buche. Da lohnt dann der Selbstbau doch wieder...

Das Harzproblem
Unter dem Mikroskop erkennt man bei Cedro-Holz (Spanischer Zeder) keine Harzkanäle. Wir haben Holzstücke aufgesägt und keine Harzgallen gefunden. Selbst bei Holzstücken, die ausgeharzt haben, konnten wir nach dem Auftrennen keinerlei Quelle für das Harz identifizieren. Und in der Tat ist das ein echtes Rätsel. Es kann vorkommen, das Holz aus dem gleichen Stamm gleich nach dem Einsägen zu harzen beginnt oder erst nach 10, 20 oder 30 Jahren oder auch nie. Das Holz kann 1 Woche ausharzen, einen Monat oder ein halbes Jahr. Dann ist wieder 2 Jahre Ruhe und es fängt wieder an - oder auch nicht.

Ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Erklären konnte es mir bislang auch niemand. Wir haben aber einen Zusammenhang festgestellt. Wird das Holz erwärmt, so tritt tendenziell leichter Harz aus. Ebenso, wenn das Holz sehr trocken ist. Bei den Humidoren von Manning, die aus massiver Spanischer Zeder gebaut sind, ist das mitunter ein echtes Problem, weil die Deckel mit dem Korpus verkleben und kaum mehr zu öffnen sind. Und ein solcher Humidor kostet zwischen € 800.- und 2.500.- Daher werden z.B. Manning-Humidore bereits befeuchtet ausgeliefert und sollten nach Möglichkeit nie völlig austrocknen. Will man seinen Massivholzhumidor einmal einmotten, dann am besten ein Streichholz zwischen Deckel und Korpus legen um ein mögliches Verkleben zu verhindern

Das Holz lebt nun einmal. Und wenn es einmal ausharzt, dann das Harz einfach mit Alkohol abwischen und den Humidor mit einem feuchten Lappen auswaschen. Das wirkt meist schon Wunder. Manning verwendet statt Alkohol Aceton. Das halte ich für falsch. Aceton stinkt und der Geruch ist nicht mehr aus dem Humidor zu bekommen - also Finger weg.

Manch einer hat das Problem durch Auswaschen mit Seifenlauge in den Griff bekommen. Stinkt dann halt für immer und ewig.

Das Harzproblem ist eigentlich nicht tragisch - es sei aber der Vollständigkeit erwähnt, daß ein massiver Humidor keine tote Kiste ist, sondern das hier noch eine Menge Aktivität im Gange ist.

"Mit freundlicher Genehmigung von Marc André, www.humidorbau.de"
Sie sollten das Haus niemals ohne eine Cigarre verlassen.
Bill Cosby